Rein in den Abfluss – und dann?

Das Ziel der diesjährigen Palmhas Wanderung der Breuberger SPD: Die Kläranlage des Abwasserverbandes Unterzent – Untere Mümling in Hainstadt. Hier erfuhren die Teilnehmer:innen wie unser Abwasser wieder sauber wird, um letztendlich in „Badewasserqualität“ in die Mümling und damit  zurück in den Naturkreislauf zu gelangen.

Abwassermeister Romuald Nowak erklärte überaus detailliert die chemischen und technischen Abläufe der Kläranlage, die über eine mechanische, chemische und biologische Reinigungsstufe und den zur Aufbereitung des Klärschlamms nötigen Faulturm verfügt. Der gesamte Ablauf wird ebenso wie alle chemischen Prozesse mit neuester Technik digital erfasst und gesteuert.
Dennoch muss an vielen Stellen noch Hand anlegt werden. Zum Beispiel dann, wenn die Rohre des Schneckenpumpwerks von Feuchttüchern verstopft sind. Sie sollten eigentlich nach Benutzung auf dem „stillen Örtchen“ nicht in der Toilette, sondern im Abfalleimer landen. Die Masse der falsch entsorgten Feuchttücher ist so groß, dass schon bis zu zwei Meter lange Zöpfe aus den Rohren gezogen werden mussten. Eine unschöne Arbeit, wie der ebenfalls anwesende Mitarbeiter Thomas Reining (Fachkraft für Abwassertechnik) hinzufügte, die noch dazu den gesamten Reinigungsprozess empfindlich stören und unnötige Kosten verursachen. Bundesweit, so Klärmeister Nowak, entstehen durch die unbedachten Entsorgungen Schäden in Millionenhöhe in den mechanischen Reinigungsstufen.
Was sonst noch so alles in den Abflüssen landet, davon zeugte der Blick in den Rechengutabfall, in dem neben Unmengen Feuchttücher auch Plastikdeckel, Fleischwürstchen, Zigarettenkippen und mehr zu entdecken war. Auch eine ganze Menge Sand wird abgeschieden bevor dem Abwasser in der chemisch Stufe Phosphat entzogen wird, das vor allem aus Wasch- und Reinigungsmitteln in der Kanalisation landet.
250.000 € zahlte der Verband für die Phosphatierungsanlage, die mit modernster Technik den Phosphatgehalt des Wassers auf unter 0,5 mg/l reduziert und damit den jahrzehntelangen viel zu hohen Eintrag von Phosphaten in Gewässer reduziert. Dennoch ist Phosphor eine begehrte, aber endliche Ressource. Aus diesem Grund soll zukünftig in der in Planung befindlichen Phosphor- Recyclinganlage Odenwald der im Klärschlamm befindliche Phosphor zurückgewonnen werden.
In der letzten, biologischen Reinigungsstufe, den beiden Belebungsbecken, setzen Mikroorganismen unter Zuführung von Sauerstoff den Reinigungsprozess fort, sodass zum Schluss klares Wasser aus dem Nachklärbecken in die Mümling zurückgeführt werden kann.
Der gesamte Klärprozess erfordert pro Jahr rund 347.000 kWh Strom. Zum Vergleich: Ein Vierpersonen-Haushalt kommt auf rd. 5.000 kWh/Jahr. Diese Energie wird zu 50% im angeschlossenen Blockheizkraftwerk durch das im Faulturm entstehende Biogas selbst produziert, die anfallende Wärme vor Ort genutzt. Der übrigbleibende geruchlose Faulschlamm wird in der Müllverbrennungsanlage energetisch genutzt.
Nach einem Dankeschön an Betriebsleiter Romuald Nowak und Mitarbeiter Thomas Reining für die sehr interessante eineinhalbstündige Führung stärkte sich die Gruppe an den vom „Palmhas“ mitgebrachten Ostereiern und marschierte weiter zum gemütlichen Beisammensein.